Die toten Augen von London by Wallace Edgar

Die toten Augen von London by Wallace Edgar

Autor:Wallace, Edgar [Wallace, Edgar]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-05T09:30:53+00:00


23

Diana war in den hinteren Teil des Schlafsaales geschlendert, an ein Bett getreten und hatte die rauhen Laken zwischen ihren Fingern geprüft. Sie hörte noch, wie der Vorsteher Larry bat, das Fenster zu öffnen, und schaute mechanisch dorthin.

Währenddem hatte sich die Schranktür an der Wand hinter ihr geräuschlos geöffnet - ein barfüßiger Mann stieg heraus und schlich leise näher.

Das erste, was Diana spürte, war, daß etwas Feuchtes, Weiches sich über ihr Gesicht legte, und daß sie aufgehoben wurde. Der Schreck raubte ihr einen Augenblick lang die Besinnung, und in diesem gleichen Augenblick wurde sie in den Schrank hineingetragen und durch die darunterliegende Maueröffnung gezogen. Die Rückseite des Schrankes wies nämlich, wie Larry zuerst angenommen hatte, eine Geheimtür auf, aber sie bestand aus eingefügten Steinen und war durch bloßes Beklopfen nicht festzustellen.

Als Diana zu sich kam, riß sie das nasse Fensterleder von ihrem Gesicht und schrie. Eine Hand, groß genug, um ihr ganzes Gesicht zu bedecken, legte sich auf ihren Mund. Sie wurde weiter durch die Dunkelheit gezerrt, wieder öffnete sich eine Tür, man stieß sie vorwärts, elektrisches Licht wurde eingeschaltet -zum erstenmal erblickte sie ihren Entführer, und sie wich vor ihm in die äußerste Zimmerecke zurück.

Er war außergewöhnlich groß, mindestens zwei Meter, wie sie annahm, und von entsprechender Breite. Seine Kleidung bestand nur aus Hemd und Hose, die Füße und Arme waren nackt, die behaarten, muskulösen Oberarme verrieten enorme Kraft. Das rote, runde Gesicht war eigenartig nichtssagend, und die wasserblauen Augen blieben bewegungslos, wenn er sprach. Eine graue Mähne fiel unordentlich nach hinten über seinen Kopf, ein struppiger Bart umrahmte den dicklippigen, großen Mund, die riesigen Ohren standen beinah im rechten Winkel vom Kopf ab -entsetzt starrte sie diese schreckliche Kreatur an. »Sieh mich nur gut an, Kleine, daß du mich auch wiedererkennst! Warum schießt du denn nicht auf den ollen Jake?«

Ihre Augen durchsuchten den Raum nach irgendeiner Waffe, aber die getünchten Wände waren kahl, und nicht ein einziges Möbelstück befand sich in dem Zimmer. Das einzige Fenster war nur ein langer, schmaler Streifen in Deckennähe, an dessen beiden Enden sich Ventilatoren befanden. Sie durchsuchte ihre Handtasche, fand aber auch dort nichts.

»Du suchst wohl was, womit du mich umbringen kannst, was? Ich höre doch, was du machst!«

Zu ihrer Erleichterung machte er jedoch keine Anstalten, sich ihr zu nähern.

»Du sollst ganz hübsch sein.« Er kicherte. »Ich kann dich nicht sehen, mir macht’s nichts aus, ob du hübsch bist. Und wenn du auch ein Gesicht hättest wie die da oben…« Er zeigte mit dem Daumen zur Decke.

Sie machte sich klar, daß es besser war, sich unerschrocken zu zeigen.

»Sie kommen nicht mehr aus diesem Haus heraus, das ganze Gebäude ist umzingelt.«

»Es gibt hier mehr als zehn Ausgänge«, antwortete er verächtlich. »Darum haben - die andern es ja gekauft. Unten im Keller gibt’s ‘ne Höhle, da kannst du meilenlang laufen, kein Mensch hält dich auf, bloß Ratten gibt’s. Aber Ratten haben eine lausige Angst vor Blinden.«

»Früher oder später wird man Sie trotzdem fassen.« In einer plötzlichen Eingebung setzte sie hinzu: »Lew ist schon festgenommen worden.



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